Donnerstag, 24. Dezember 2015

Yes, we can!

X: Schade. Wenn es nicht Menschen gäbe, die versuchten, die Welt zu ändern, dann wäre sie noch schlimmer dran. Dann gäbe es weder "Amnesty International" noch andere NGOs. Dann würde sich nie etwas verändern. Jedenfalls nicht zum Besseren.

Y: Ich glaube das ist von Rumi keine "Ermunterung" zur Resignation: Etwas um jeden Preis zu ändern, um seine Handschrift zu hinterlassen, wäre purer Aktionismus. Manchmal aber ist die Welt so wie sie IST gut, nur unsere Wahrnehmung MACHT sie schlecht. Dann gilt es an unserer Wahrnehmung zu schrauben! Damit ist nicht gemeint sich etwas schönzureden oder die Augen vor dem Leid der Welt zu verschließen. Aber nur wer mit seiner eigene Welt anfängt und sie ändert, kann die Welt, deren "Stichprobe" seine eigene Welt ist, ändern - und dann mal weitersehen, was noch so geht.

Der Wolf ist dem Wolfe kein Mensch!

Der Mensch ist dem Menschen ein Wolf." meinte Thomas Hobbes, doch er hat sich geirrt: Wie jeder Biologe bestätigen kann, ist der Wolf ein soziales Wesen. Niemals würde er seine Artgenossen so behandeln, wie es der Mensch tut.

Die Fehleinschätzung des Jahrhunderts

Ein Vater lässt seinen Freund an sein Sterbebett kommen. Er bittet ihn darum seinen einzigen Sohn, der ein Philosophiestudium beginnen möchte, mit allen Mitteln von seinem Vorhaben abzubringen. Sein Sohn solle etwas „Anständiges“ studieren, keine "brotlose Kunst". Der Vater stirbt, der Wunsch des Sohnes aber überlebt. Und der Sohn ist kein geringerer als Hans-Georg Gadamer, einer der größten Philosophen des 20. Jahrhunderts, der Begründer der Hermeneutik. Er wird fast 100 Jahre alt und war sich nicht zu schade dafür, an unserer Schule eine Rede zu halten. "Sprachen lernen heißt Sprechen lernen." war das Thema. Ich habe zwar keinerlei Erinnerung an seine Worte, die zu sehr abstrakt waren, aber etwas war unvergesslich: Seine glänzenden Augen, die wie Scheinwerfer leuchteten.

Wohin die Welt wohl steuern würde, wenn Kinder immer das tun würden, was ihre Eltern wollen? 

The professional

Was professionell ist? 

Ideale & Ziele, Disziplin, Fachkenntnisse, Hingabe, Liebe zum Detail, Erhabenheit, Kritikfähigkeit, Sich-nicht-zu-wichtig-zu-Nehmen, der Blick für das Wesentliche, Demut.

versus

Die vorherrschende Auffassung von Professionalität:

Fehlende emotionale Authentizität, asoziales Verhalten, schizoide Persönlichkeitsmerkmale, arktische Gefühlskälte, Egoismus, Geltungssucht, Unkollegialität, Narzissmus, die Weisheit mit Löffeln gegessen zu haben, als Diplomatie verklärter Opportunismus.

Im Land der Dichter und Spinner

Wer dauerhaft in einer geschlossenen Anstalt lebt, kann keine allzugroßen Aussagen über den Grad seiner Verrücktheit machen, vorausgesetzt ihn interessiert das überhaupt und er würde sich um eine möglichst objektive Einschätzung bemühen. Wer sein Bezugssystem niemals verlässt, hat schlichtweg keine Vergleichsmöglichkeiten. Das kann ihn einerseits vor den Anforderungen der Realität schützen und ihm eine Gesellschaft, die ihn stigmatisieren würde, vom Leib halten. Andererseits fehlen im dadurch Wachstumsanreize und das Gefühl trotz seiner Andersartigkeit dazuzugehören. Das Ausmaß seines kognitiven Defizits wird er niemals vollständig erfassen können.

Ich will nicht behaupten, dass wir in einer verrückten Gesellschaft im psychiatrischen Sinne leben. Aber genaugenommen sind die Menschen mit psychopathologischen Auffälligkeiten um uns Legion. Die Psychopathologie der Mentalität dieser geschlossenen Gesellschaft ist offensichtlich: Ein Jeder kann wie sein Nachbar sein – ohne, dass ihre gemeisame Mentalität, die kollektive Psyche 
gesund ist.

Ist euch schon mal aufgefallen wie zermürbt oder gelangweilt die Menschen sind? Wie träge sie sich bewegen, wie depressiv sie wirken oder tatsächlich sind. Die Depression, als das „Gefühl der Gefühllosigkeit“, als fehlende emotionale Schwingunsfähigkeit scheint sie auszumachen. Die Menschen hierzulande scheinen chronisch depressiv zu sein. 

Während Trauer ein Gefühl voraussetzt, scheint unseren Nachbarn dieses Gefühl „traurigerweise“ abhanden gekommen zu sein. Nicht weil ich ihnen eine Traurigkeit zumuten wollte, sondern weil die Fähigkeit zu trauern ein gesundes Seelenleben ausmacht. Denn wer traurig ist, tut etwas dagegen – es sei denn er ist ein Opfer der „erlernten Hilfslosigkeit“. 

Der Depressive dagegen ist gelähmt, erstarrt, er kann nicht mal sagen, was ihn „berechtigterweise“ bedrückt. Eine sinnlose Schuld belastet ihn – für Getanes und nicht Getanes. 

Ich weiß nicht, ob es in Ländern mit mehr Herzlichkeit – leidergottes gehört Deutschland nicht dazu! – weniger Depressive gibt. Aber es ist Fakt, dass lebensbejahende Einstellungen, soziale Kontakte, Gastfreundschaft, stärkere Familienbanden und nicht zuletzt der Glauben, das Risiko für Depressionen verringern. 

Andererseits wird der Leidensdruck eines Depressiven in einer Gesellschaft, in der Emotinalität offen ausgelebt wird, größer sein: Wer dort affektiv nicht schwingungsfähig ist, wird schneller auffallen als in Deutschland, wo er einer von vielen ist und viele ohnehin ein Seelenleben führen, das der Depression nahekommt. Hier sind soziale Anforderungen traditionell niedrig gehalten, so wird der Depressive nicht ins Auge stechen. Nur wenn Eigenbrötler hierzulande nicht Legion wären, würde er als „Alleinstehender“, denn die Krankheit dazu gemacht hat, auffallen und somit zusätzlich isoliert werden. 

In Ländern, in denen die Depression keine Volkskrankheit ist, ist es verständlicherweise schwieriger diesen Zustand, der für Schwäche gehalten wird, vor anderen zu verbergen. Der Leidensdruck einer schweren Depression wird in Tibet, am „glücklichsten Ort der Welt“, größer sein - ihn mit Würde zu ertragen schwieriger sein als mitten in Deutschland. Natürlich vorausgesetzt, dass wir es in Tibet mit genauso verständnislosen Menschen wie Deutschland zu tun haben, was ich bezweifle.

Allerdings steigt die Zahl der sich krank fühlenden Menschen, sobald man der betreffenden Krankheit einen Raum schafft, in dem sie die Symptome sozusagen frei ausleben dürfen. Ist der Raum durch eine medizinische Diagnose erst einmal abgesteckt, fühlt sich mancheiner in ihr recht wohl und zu recht. 

Vielleicht sollte man therapeutische Pilgerfahrten, Kurreisen nach Deutschland anbieten. Die Idee dahinter ist folgende: Es geht darum dem Depressiven ein Umfeld zu ermöglichen, das seinen tristen Seelenlandschaften sehr nahe kommt. Darum den zeitweilig Depressiven, aus den emotional überschäumenden, anstrengenden Seelenlandschaften seiner Heimat zeitweilig zu befreien - er ist schließlich überfordert.

Die Mentalität des Verdrängens und des Ignorierens in Deutschland kommt seiner kranken Teilnahmlosigkeit recht nahe. Diese "coole" Seite im menschlichen Umgang entlastet ihn ungemein. Hier ist er zu Gast bei Freunden. Der soziale Erwartungsdruck ist hier nicht ausgeprägt. Anspruch am Seelenleben der anderen hat hier niemand, alles ist hermetisch abgeriegelt. Die Leuten schauen schließlich durch ihr Schlüsseloch, bevor sie sich in das Treppenhaus trauen. Wer will schon seine Nachbarn zu Gesicht bekommen?

Im Land der zugefrorenen Seelenlandschaften kann sich jeder eine zeitlang gehenlassen und nicht viel falsch machen. Wenn aber seine Verstimmung abklingt, muss er die "Geschlossene" schnellstmöglichst verlassen, falls er keine bleibenden Schäden davontragen möchte.

Kollegen, Kollegen

Um miteinander auszukommen, legen sich alle bestimmte Strategien zu: 

Manche sind bemüht gestresst auszusehen, damit ja niemand auf den Gedanken kommt ihnen zusätzliche Arbeit aufzuerlegen. Schwierig von denen zu unterscheiden, die es tatsächlich sind.

Andere sind besonders cool und sehen gelangweilt aus, ja geradezu unterfordert. Die Botschaft: Eigentlich ist das eine sehr komplexe, differenzierte Aufgabe - doch ich bin so routiniert darin, dass mich das alles unterfordert. Das sind diejenigen, die sofort dekompensieren, wenn man ihnen eine neue Aufgabe anvertraut.

Es gibt Kollegen, die einen von Anfang an durch Unfreundlichkeit verprellen. Deshalb weil sie befürchten, dass jene ihnen Arbeit machen könnten, wenn sie auf Fragen oder Bedürfnisse eingingen.

Wer durch Inkompetenz und Faulheit glänzt und dazu wenig schambehaftet ist, legt oft auch ein besonders schäbiges Verhalten an den Tag: Wenn dieser Typ sieht, dass einer sich zurecht über ihn beschweren könnte, macht er einen Präventivschlag: Er mobilisiert anonym eine Gruppe, die beim Vorgesetzten den potentiellen Kritiker ankreidet. Dieser war zu gutmütig gewesen und hatte sich nicht beschwert, obwohl es vielleicht angebracht gewesen wäre. Würde er jetzt nach seiner öffentlichen Anprangerung die Beschwerde vorbringen, würde es so aussehen als wolle er sich lediglich revanchieren. Und genau das ist die Absicht dieser Leute: Eine potentielle Beschwerde durch eine zusammengeschusterte eigene Anschuldigung im Voraus zu entkräften.

Dann gibt es Vorgesetzte, deren menschliche Entwicklung nicht mit ihrer fachlichen schritthalten konnte. Ihre Autorität oder besser fehlende Autorität versuchen sie durch Unfreundlichkeit zu unterstreichen. Das sind die mit den größten Minderwertigkeitskomplexen.

Business as usual.. :)

Dienstag, 22. Dezember 2015

Einsam ist, wer nicht (mehr) denken kann

"Die Anwesentheit eines Gedanken ist wie die eines Geliebten"

[Arthur Schopenhauer]

Wer also nicht denken kann - weil ihm nichts mehr einfällt oder er es nie gelernt hat - ist oder hat verlassen. Wer sich einsam fühlt, dem sind gerade oder auf Lebenszeit die Gedanken versiegt. Aus aktuellem Anlass kurz vor Weichnachten, nie werden die Menschen paradoxerweise einsamer als in dieser Zeit. Und sogar wenn die Menschen nicht alleine sein sollten - wenn sie sich z.B. passager unter dem Weichnachtsbaum zusammen finden - ist ihre existentielle Einsamkeit gerade aus dem genannten Grund nicht beseitigt. Damit es so ist, muss man sich schon Gedanken (und nicht nur darüber!) machen können. Man braucht sozusagen für ein ganzes Leben ein ganzes Harem an Gedanken. In keiner Gesellschaft fühlen sich ihre Mitglieder einsamer als in einer, in der tatsächlich oder scheinbar "Gedankenfreiheit" gegeben ist.

Just my two cents

Montag, 21. Dezember 2015

Der verlorengegangene Brief:

"A schreibt B einen Brief, in dem er ein gemeinsames Unternehmen vorschlägt und B zur Teilnahme einlädt. B sagt zu doch sein Brief geht bei der Zustellung verloren. Nach einiger Zeit des Wartens kommt A zu dem Entschluss das B seine Einladung ignoriert und beschließt B nun seinerseits zu ignorieren. B dagegen fühlt sich gekränkt das A seine Zusage ignoriert und beschließt mit A keine Verbindung mehr aufzunehmen.

 Von diesem Punkt an, wird ihr stillschweigender Zwist so lange andauern, bis sie nachforschen, was mit Ihren beiden Briefen wurde, d.h. bis sie über ihre Mitteilungen zur metakommunizieren beginnen. Nur so werden Sie feststellen können, dass A nichts von B`s Antwort wusste, während B nicht wusste, dass seine Antwort A nicht erreicht hatte."

Beste Grüße,
B

Sonntag, 20. Dezember 2015

Ist Integration ohne Dialekt möglich?

Eine Kollegin aus Mannheim, die den Mannheimer Dialekt spricht, meinte neulich, dass ich mich "meiner Herkunft" schämen würde. Denn nur deswegen sei die Tatsache zu erklären, dass ich fortwährend Hochdeutsch spreche und niemals in das "Monnemerische" zurückfalle. Wenn von Mannheim als "meiner Heimat" gesprochen wird, scheine ich doch tatsächlich angekommen zu sein in dieser Gesellschaft. Meine "Integration" scheint also vorausgesetzt zu sein - wer hätte das gedacht!? ;-)

In Wirklichkeit muss (!) ein Ausländer penibel darauf achten Hochdeutsch zu sprechen und ja keine grammatikalischen Fehler zu begehen; denn schließlich wird in der Vergangenheit jeder seiner Fehler korrigiert und als Beweis seines Migrationshintergrundes hinzugezogen worden sein. Ich würde mich also "meiner Herkunft" "schämen", weil ich den Dialekt dieser Region nicht spreche. Ich verstehe.

Die drohende "Islamisierung"

Die Schwester einer befreundeten Marrokanerin war mit ihrer Familie bei ihren deutschen Schwiegereltern in spe zum Essen eingeladen: Die deutsche Familie hatte von Anfang an Vorbehalte gegenüber der muslimischen Familie. Was sie aber nun verunsicherte, war nicht ihre Andersartigkeit, paradoxerweise war es gerade ihre Ähnlichkeit: Es wäre einfacher gewesen, wenn das, was sie als andersartig bestimmt hatten, auch andersartig ausgesehen hätte. Diese Araber dagegen sprachen so gut deutsch und waren so unauffällig, sie waren so gut "integriert", dass die Grenzen zwischen ihnen und den Deutschen verschwammen.

Von offensichtlich Andersartigen, kann man sich erheben. Vorurteile kann man sich bestätigen lassen, was ungemein beruhigend ist. Was aber, wenn die, denen die Vorurteile gelten sollen, nicht mehr die trennenden Merkmale aufweisen, die man bestimmt und ausgemacht hatte? Was, wenn sie einem augenscheinlich gleichen, ohne dass eine Assimilation erfolgt ist? Was dann?

Moderne Zeiten

Jeder möchte ewig leben, aber keiner möchte alt werden. Und während der moderne Mensch altert, ahmt er in lächerlicher Art und Weise das Verhalten junger Menschen nach. Die Menschen werden immer älter, die Beziehungen immer schnelllebiger. Die Ehe immer riskanter, unsere Einsamkeit angesichts scheiternder Beziehungen immer offensichtlicher. Paradoxerweise scheinen am ehesten diejenigen die Ehe als Institution zu schätzen, die sich nicht trauen.

Wie aber ist unsere Einsamkeit bedingt? - In unserem falschen Verständnis von Freiheit: Der moderne Mensch sieht seine Freiheit in der Bindungslosigkeit, nur als "Single" glaubt er seine Bedürfnisse jederzeit befriedigen zu können. Der Preis seiner vermeintlichen Freiheit aber ist die Einsamkeit - und die daraus resultierende existentielle Angst.

Der moderne Mensch möchte sich selbst erfinden, er möchte seine Grundsätze je nach Interessenlage selbst definieren. Gegenüber moralischen Leitlinien und religiösem Codex fühlt er sich wie einer der "Väter der Aufklärung" und führt sie ad absurdum. Der moderne Mensch ist areligiös und hält den Glauben für das Gegenteil von Vernunft. Auf Anraten der Wissenschaft hat er der Seele abgeschworen ist somit durch und durch Materialist. Ohne Seele ist ihm der Zugang zu jahrtausendealten, spirituellen Weisheiten erschwert.

Die letzte Bastion gegen jene Wissenschaft, die die Welt entzaubert, war die Romantik gewesen. Heute nennt sich jeder Romantiker, der nicht gerade durch "Kopfgeburten" glänzt. Jeder, der Mathematik hasst, nicht so recht weiß, was er will und seine Entscheidungen mehr durch ein Bauchgefühl begründet als durch Vernunft, hält sich heutzutage für einen Romantiker.

Der moderne Mensch würde sich als areligiös bezeichnen, in Wirklichkeit ist er es nicht: Seinen Glauben an Gott ersetzt er durch einen primitiven Glauben an selbstgeschaffene Götzen: Er glaubt an Macht, das Kapital, die Wissenschaft, die Astrologie etc. Er ist esoterisch veranlagt und sucht sich einen Glauben, der am ehesten seinen Bedürfnissen entspricht. Er betet nicht, aber, um zur Besinnung  zu kommen oder Erleuchtung zu erlangen, zieht er sich dennoch ins Kloster zurück oder begibt sich auf den Jakobsweg.

Die moderne Frau ist "emanzipiert": Der Feminismus überfordert sie und verunsichert den modernen Mann. Die Familien werden durch schwammige, neue Rollenbilder destabilisiert. Die einzigen Familien die heute "zusammenhalten", sind Patchwork-Familien.

Der moderne Mensch ist neurotisch und depressiv. Weil er sich seine seelische Verletztlichkeit nicht eingestehen kann, leidet er lieber an einem öffentlich anerkannten "Burn-Out" statt an einer stigmatisierenden "Depression".

Die moderne Medizin hat das Bewusstsein für Krankheiten geschärft. Die Therapiekonzepte werden immer ausgereifter, aber auch für Krankheiten, die "per definitionem" über Nacht entstehen. Unglückliche, kranke und unverstandene Menschen finden sich in diesen medizinischen Diagnosen wieder und sind bereit das Pathologische zu akzeptieren, wenn sie denn dadurch Verständnis erfahren und geschützt werden. Räume für Krankheiten werden geschaffen, in denen man nach Lust und Laune einen "Krankheitsgewinn" erzielen kann.

Der moderne Mensch ist durch soziale Netzwerke jederzeit mit anderen vernetzt und soll sich niemals alleine fühlen. Seine Einsamkeit, die ihm sein falsches Verständnis von Freiheit (Bindungslosigkeit) beschert hat, versucht er durch künstliche Beziehungen im Internet zu überwinden. Jederzeit ist er bereit Freud und Leid dem Rest der Welt zu mitzuteilen. Der moderne Mensch kennt keine Geheimnisse.

Der moderne Mensch ist Wutbürger: Er liebt "shitstorms" und entrüstet sich gerne, wodurch er sich wahrnimmt und von anderen wahrgenommen wird. Weil er keine Wertschätzung erfährt, muss er sich entrüsten, um sich zu spüren. Er "muss" andere degradieren, um sich wertvoller zu fühlen.

Es sind..moderne Zeiten.

Xenophobie

Für die Behandlung von Angststörungen ist es wichtig zu verstehen, dass die Angst nicht gänzlich in dem Objekt der Angst "begründet" liegt, sondern dass es die eigene Wahrnehmung (!) ist, die sie auf das Objekt der Angst "projiziert". Sie ist also "kopfgesteuert" und nichts, was einen nur von außen kommend ergreift und überwältigt, wenn man nicht die Voraussetzung dafür mitbringt.

Das ist wichtig, weil damit die "Schuldfrage" einhergeht: Das "Pack", das Angst verspürt, macht Flüchtlinge, vor denen es unbegründete Angst hat, all zu gerne für sein Delir verantwortlich.

Wie müsste die Therapie aussehen?

Rational, indem der Betroffene seine Wahrnehmung ändert, dem "Angst - und Hassobjekt" ausgesetzt wird - und die Angst aussitzt! Bis es merkt, dass von einem (durch die Situation bedingt) ängstlichen Flüchtling weniger Gefahr für ihn und Deutschland ausgeht als von ihm selbst durch sein eigenes hirnamputiertes Verhalten!

Das aber setzt einen Leidensdruck zur Therapie hin voraus, der durch ein "Vermeidungsverhalten" der ihn sanktionierenden Gesellschaft ausgelöst werden muss.

Das flüchtlingsfeindliche "Pack" aber "lebt" praktisch von dieser Angst, es definiert ihn ja letztendlich als Xenophoben, weswegen seine Motivation zur Therapie seiner "Angststörung" "logischerweise" klein ausfallen wird.

Er müsste sich eingestehen, dass er xenophober "Pack" ist - was aber nicht passieren wird: Kein Rassist würde sich jemals als "Rassist" zu erkennen geben oder sich tatsächlich als solcher definieren. Wenn er das täte, wäre er auch angreifbar - dafür müsste ein Feigling wie er schon die Anonymität des Internets oder des ihn umgebenden Mobs verlassen.

Dann erst könnte man ihn als Menschen gut behandeln - bis dahin bleibt er eben ein verwahrloster Komiker, ein "Pack" eben.




Moral als Instrument der Politik

Die Moral wird zum Mittel zum Zweck, zum Totschlagargument, zur Waffe. Und dieses Mittel versteht niemand "besser" einzusetzen als diejenigen, die der Moralphilosophie am meisten zur Geltung verholfen haben: Die Europäer.

Das heißt leider Gottes NICHT, dass sie tatsächlich moralisch sind. Es heißt nur: Durch die Jahrhunderte hinweg mussten in Europa so viele Menschen den Schierlingsbecher leeren, dass die Opfer zu ihrem eigenen Schutz die Moralphilosophie vorantreiben "mussten" und schließlich einen gesellschaftlichen Konsens erreichten, der ihren Penigern die Legitimation entzog.

Nun sind die Sklaven von gestern durch die Moral befreit und das erste, was sie tun, ist es die Moral als Peitsche zu schwingen und selbst Sklavenhalter zu werden. Der Sklave möchte nicht frei sein - er möchte Sklavenhalter sein. Die Moral wird nun eingesetzt, um das vermeintlich (?) Unmoralische in Ländern aufzudecken, in denen man notfalls militärisch intervenieren möchte. Im Namen von Freiheit und Menschenrechten und Demokratie wird man eingreifen wollen - in Wirklichkeit geht es natürlich um eiskalte wirtschaftliche Interessen, NICHT um das "Wohl der Menschen" vor Ort.

Europa handelt folglich nicht moralisch, indem es das tut. Aber immerhin meldet sich das nun ein mal ausgebildete Gewissen zurück.

Europa handelt gegen seine ursprüngliche Überzeugung und "bildet" sich nun leise Argumente ein, um den Widerspruch zwischen Handlung und Einsicht aufzulösen: Auf das Argument, dass z.B. die Waffenexporte in Krisenregione zur Eskalation und zum Blutvergießen führen könnten, bildet es sich ganz im Gegenteil ein, dass die Aufrüstung mit Waffen gefährdete Regionen stabilisieren und ein Blutvergießen verhindern würden.

Die Antwort auf das Gewissen ist die "kognitive Dissonanz".



Europa und die Moral

Man hat den Sturz von Diktatoren in Libyen und Syrien im Namen der Menschenrechte und der Demokratie unterstützt. Man hat Waffen in diese Regionen geliefert, damit sich die unterschiedlichen Gruppen gegenseitig zerfleischen können - und hat das Ganze als vermeintlich neutraler Beobachter aus der Distanz beobachtet. Man könne nicht eingreifen in hausgemachte Probleme und verschweigt, dass man die Konflikte dort selbst geschürt hat und für deren vermeintliche Lösung Waffen verkaufte.

Nun sind diese Regionen in das Chaos gestürzt: Die Menschenmassen schwappen auf Europa über, sie wollen nicht vor Ort "arte legis" sterben. Das Problem für Europa wird jetzt nicht, dass diese Menschen sterben, sondern, dass Sie Europa dabei in ein moralisches Dilemma stürzen.

Jetzt interessiert man sich plötzlich dafür, den Frieden in jene Regionen zu bringen, die man vorher ins Chaos stürzte. Nicht um des Friedens und der Menschen Willen, sondern damit sie nicht die eigenen Grenzen passieren, Asyl beantragen und man sich genötigt fühlt sich abschotten zu müssen. Damit sie die Europäer nicht zwingen moralische Konsequenzen zu ziehen, die ihren wirtschaftlichen Interessen zuwider laufen.

[Mal weghören:] Abhöraktionen und Privatsphäre

Den Bürgern ist es im Prinzip egal, ob sie abgehört werden oder nicht. Sie wähnen sich sicher, wenn sie nichts zu verbergen haben und nehmen die Abhöraktionen dann gelassen hin. Wenn alle abgehört werden, fühlen sie sich paradoxerweise anonym und sicher.


Worum geht es aber? - Um Privatsphäre. Früher nannte man sie Freiheit, heute Privatsphäre. Früher kämpfte man um sie, heute steht man kurz davor sie zu verlieren.


Ohne Privatsphäre, ohne das Recht sich im Geheimen eine Meinung zu bilden, können aber keine echten Diskussionen, keine freie Meinungsäußerung stattfinden. Wie Psychologen betonen, ändert der Mensch sein Verhalten, sobald er weiß, dass er beobachtet wird. Wird er abgehört und weiß, dass seine Meinung unangenehme Folgen für ihn haben könnte, wird er seine Meinung folglich der sicheren Mehrheitsmeinung anpassen, womit die Grundlagen für den Totalarismus gelegt sind.

Ohne Privatsphäre keine Möglichkeit der Geheimnisbildung und der Abgrenzung gegenüber anderen! Ohne Privatsphäre keine Individualisierung!

Die Paradoxie des Terrors

Frieden und Waffenstillstand sind Zustände, deren Einforderung erst dann glaubwürdig werden, wenn man sie an den Tag legt - und nicht etwas, das man mit Waffengewalt herbeibomben kann!

Wer das tut, macht sich hinsichtlich seiner Friedensbekundungen unglaubwürdig und spielt seinen selbsternannten Feinden in die Hände und legitimiert dessen "gewaltiges" Vorgehen gegen etwas, das man doch angeblich (?) will: Frieden.

Hier geht es aber nicht mehr um Frieden und kulturelle Anerkennung, sondern den Narzissmus, WER sie herbeiführt und damit den vermeintlichen Sieg für sich proklamieren kann.

Israel: Die Verkehrung von Ursache und Wirkung

Man stelle sich eine Menschenmenge vor, die für etwas demonstriert. Nun nehmen wir an die Polizei würde auf sie mit unverhältnismäßiger Gewalt reagieren und mit Knüppeln auf sie einschlagen. Anschließend würde sie Stacheldraht um sie ziehen, sie belagern und auffordern die Demonstration zu beenden und nach Hause zu gehen. Nun wäre das etwas schwierig, wenn die Menschen genau dort zuhause wären und dann auch noch durch Stacheldraht in ihrer Mobilität eingeschränkt sind. Irgendwann, bei versiegenden Ressourcen, würden Steine fliegen von den Belagerten auf die Belagerer, mit der Absicht auf ihre Not aufmerksam zu machen. Und nehmen wir an die Belagerer würden das nun zum Vorwand nehmen, um sich auf die Schutzlosen einzuschießen, mit der perfiden Behauptung, sie würden nur auf den "Angriff" "reagieren" - was nichts anderes ist als eine VERKEHRUNG VON URSACHE UND WIRKUNG!

Genau das passiert gerade im Gaza-Streifen - vor den Augen einer Weltöffentlichkeit, die sich einen Dreck darum kümmert, wenn 4 palästinensische Kinder am Strand von israelischen Racketen zerfetzt  werden. Im Gaza-Steifen sind palästinensische Familien in ihren Häusern jetzt dazu übergegangen, das Fastenbrechen im Monat Ramadan in zwei getrennten Gruppen durchzuführen: Damit wenigstens ein Teil der Familie überlebt, wenn eine israelische Rackete bei ihnen einschlägt.
Hilflose Menschen stehen einer der stärksten Tötungsmaschinerien der Welt gegenüber und werden vor aller Augen massakriert, während die Medien hierzulande lieber über die "Unverhältnismäßigkeit des Gauchotanzes" berichten als über den asymmetrischen Krieg und den Terror gegen wehrlose Frauen und Kinder.

Von Journalisten erwarte ich nichts mehr - sie sollten sich in Grund und Boden schämen! Vielmehr widert mich eine Öffentlichkeit an, die - im Zeitalter des Internet - so krampfhaft die Augen vor der Wahrheit verschließt! Eine Öffentlichkeit, die eigentlich in Moralfragen sehr geübt ist.
...
Die israelische Bodenoffensive beginnt jetzt..
Die Israelis sind an Lächerlichkeit nicht mehr zu überbieten, behaupten sie doch die paar Tunnel, die einige verzweifelte Palästinenser gegraben hätten, würden sie bedrohen. Hallo, geht's noch? Da wollen einige Verzweifelte aus einem Konzentrationslager (!) namens Gaza-Streifen entkommen und man wirft ihnen tatsächlich Aggression vor, um das als Vorwand für eine Bodenoffensive zu nehmen! Wie bösartig und inhuman muss man eigentlich sein, um sich so in die Tasche zu lügen??

Der Gaza-Streifen ist vergleichbar mit dem Warschauer Ghetto: Es ist das größte Freiluftgefängnis der Welt. Es wäre fast humaner, wenn es auch wie ein klassisches Gefängnis aufgebaut wäre, denn dann würde man es auch als solches erkennen. Wenn dann Gefängniswärter auf Gefangene schießen würden, würde ein Aufschrei der Empörung durch die Reihen gehen - so wie man Guantanomo in Schutt und Asche kritisiert und als Schandfleck gekennzeichnet hat. So aber wird es quasi als ein Staat im Aufbau dargestellt, von dem immer wieder eine Agression gegen den Staat Israel ausgeht. In Wirklichkeit fehlen den Bewohnern dieses "Lebensraumes" jegliche Ressourcen (Lebensmittel, Medikamente...) geschweige denn Waffen, um sich zu verteidigen. Man stelle sich einen einzelnen Menschen vor, der gefangen ist und dem die Nahrungsmittel ausgehen. Ist es nicht natürlich, dass er irgendwann den Ausbruch wagen würde und risikobereiter sein wird, um seinen Status Quo zu ändern? Was hat er noch zu verlieren? Was sollen Menschen bitte tun, um nicht in Ruhe zu krepieren? Die paar Racketen, die sie auf Israel geschossen haben, sind natürlich ein Witz, ungefähr so, als würde man einen Elefanten mit einem Zahnstocher picksen. Und dennoch sind sie für Israelis wieder mal willkommener Anlass für einen Genozid - und das vor den Augen der Weltöffentlichkeit!